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Rosa-Luxemburg-Konferenz, Livestream-Konferenz 2022

Mumias Rede als Original Audio

(Prison Radio) Mumia speaking at the Luxemburg Conference in Germany...

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Beitrag von Mumia Abu-Jamal für die RLK 2022 (deutsche Übersetzung)

An die Luxemburg-Konferenz 2022

Meine Freunde! Wie geht es Ihnen? Willkommen!

Während wir uns hier treffen, spielt in vielen Teilen der Welt das Wetter verrückt. Massive Überschwemmungen in über 40 Städten im Staat Bahia in Brasilien, Feuerstürme von einer Geschwindigkeit von über 160 Kilometern in Colorado, Tornados, die über Kentucky im amerikanischen Süden hinwegrasen und ganze Landbezirke auslöschen. Wir sehen überall Wetterkatastrophen, arktischen Frost, Stürme, Hurrikane, Überschwemmungen und ja, Feuerstürme.

Tatsächlich sprechen Meteorologen im amerikanischen Westen jetzt von "Feuer-Jahreszeiten", als sei das so normal wie der Frühling, aber das ist es nicht. Das alles geschieht aufgrund menschlicher Eingriffe in die Natur vonseiten der Grosskonzerne, die die ganze Welt zerstören. Wenn Politiker Umweltschützer angreifen und den Klimawandel als Schwindel bezeichnen, tun sie das nur, um den Interessen der Konzernkapitalisten zu dienen statt der Umwelt.

In seinem bemerkenswerten Werk von 1972, Konterrevolution und Revolte, sah der Philosoph Herbert Marcuse die Entstehung der Umweltbewegung als bedeutende gesellschaftliche Entwicklung und als Signal für die ausbeuterische Entfremdung der westlichen Welt von der Natur.

Marcuse schrieb: "In der bestehenden Gesellschaft ist die immer wirksamer kontrollierte Natur ihrerseits zu einer weiteren Dimension der Kontrolle des Menschen geworden: zum verlängerten Arm der Gesellschaft und ihrer Macht. Die kommerzialisierte, verschmutzte und militarisierte Natur hat die Lebenswelt des Menschen, nicht nur im ökologischen, sondern auch in einem sehr existentiellen Sinn beschnitten. Sie verhindert die erotische Besetzung (und Transformation) seiner Umwelt: sie nimmt dem Menschen die Möglichkeit, sich in der Natur wiederzufinden, jenseits und diesseits der Entfremdung; sie hält den Menschen auch davon ab, die Natur als Subjekt eigenen Rechts anzuerkennen - ein Subjekt, mit dem er in einem gemeinsamen menschlichen Universum lebt." (S. 72-73)

Als Philosoph betrachtet Marcuse die Befreiung der Natur zumindest zum Teil als Schlüssel zur Befreiung des Menschen. Aber der Kapitalismus mit seinem dominanten und dominierenden Ethos von Rationalität oder besser gesagt partieller Rationalität führt zur entsetzlichen Gegenwart der Umweltkatastrophe.

Den Beweis dafür findet man überall auf den Titelseiten der Zeitungen der Welt, in Zeitschriften, im Fernsehen und Radio und vielleicht noch wichtiger vor unseren eigenen Augen. Überschwemmungen, Tornados, Hurrikane, Eisstürme, Feuerstürme, die immer heftiger und unkontrollierbarer werden. Dies ist eine globale Krise, weil der Hyper-Kapitalismus eine globale Krise ist. Er repräsentiert eine Gier, die kein Ende kennt. Er ist der gefrässige Hunger nach immer mehr Profit. Er ist ein System, das selbst noch aus der Asche von Chaos und Katastrophe weiter nach Krieg verlangt.

Stell euch vor: Laut Wissenschaftlern haben seit über 60.000 Jahren oder noch länger Millionen von indigenen Menschen auf dem Gebiet de USA gelebt. Die spanischen Entdecker trafen nach ihrer Eroberung Mexikos auf Städte von traumhafter Schönheit, deren Bauwerke sich inmitten herrlicher Blumen und zahlreicher Teiche befanden; tatsächlich dachten sie erst, sie bildeten sich das alles nur ein.

Was will ich damit sagen? Dass die Menschen, die hier seit Zehntausenden von Jahren lebten, dies in Einklang mit der Natur und ihrem ökologischen Erbe taten. Das waren die Menschen, die die Europäer "Wilde" nannten, aber nach mehreren Jahrhunderten der Eroberung und Dezimierung der Natur durch die Europäer, durch diese Wilden und die industrielle Revolution befindet sich das Klima der Erde in einer Krise. Man fragt sich, wer hier wirklich "die Wilden" sind.

Wir leben in einer Zeit, in der soziale Bewegungen und Sozialisten grundlegende Fragen zum destruktiven Wesen des Kapitalismus und dem Tribut stellen müssen, den er Mutter Erde und allen lebendigen Systemen auferlegt. Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sondern auch notwendig.

Ich danke euch allen. Auf Wiedersehen! Bewegung! Hier spricht Mumia Abu-Jamal.

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engl. Original Transkript von Mumias Rede

To the Luxemburg Conference 2022

Meine Freunde,! Wie geht es Ihnen? Willkommen!

We meet as many parts of the world are experiencing truly unprecedented weather events. From mass floods in Bahia State in Brazil, covering some 40 cities, to the firestorms accelerated by the 100 miles/an hour winds in the US state of Colorado, to tornadoes, gathering in clusters, wiping out rural districts in Kentucky, in the American south. Weather events are being seen globally, with arctic cold wind, hurricanes, floods and yes, fire storms.

Indeed, weather forecasters from the American west, now speak of fire seasons, as if such a thing is as normal as spring, but it's not. The events emerge in the aftermath of human interventions in natural processes via the corporate profiteers who are poisoning the planet. When politicians attack environmentalists and call climate change a hoax, they are only doing so to serve corporate capitalist interests, not environmental ones.

The philosopher Herbert Marcuse, in his remarkable 1972 work Counterrevolution and Revolt, saw the emergence of the environmental movement as a significant social development and a sign of the western world's exploitation and alienation from the natural world.

Marcuse wrote: "In the established society, nature itself, ever more effectively controlled, has in turn become another dimension for the control of man: the extended arm of society and its power. Commercialized nature, polluted nature, militarized nature cut down the life environment of man, not only in an ecological but also in a very existential sense. It blocks the erotic cathexis (and transformation) of his environment: it deprives man from finding himself in nature, beyond and this side of alienation; it also prevents him from recognizing nature as a subject in its own right - a subject with which to live in a common human universe." Herbert Marcuse, page 60.

Ever the philosopher, Marcuse envisions the liberation of nature as the key, at least in part, to human liberation. Capitalism, however, with its dominate and domineering ethos of rationality, or should we say, partial rationality, leads to the harrowing present of ecological disaster.

The proof is scattered across the front pages of newspapers across the globe, in magazines, on TV and radio, and perhaps, more importantly, before our own eyes. Floods, tornadoes, hurricanes, ice-storms, firestorms, each increasing in severity and ferocity. This is a global crisis, for hyper-capitalism is a global problem. It is a greed that knows no end. It is a rapacious hunger for ever more profit. It is a system that reaches for war from the very ashes of chaos and catastrophe.

Imagine this: indigenous people in the United States lived in the millions for at least 60.000 years, according to scholars, and perhaps many more years. Similarly, Spanish explorers, upon invasion of Mexico, encountered cities of shimmering beauty with buildings nestled amidst the bright blooms of flowers, sitting behind pools of water; they actually thought they were hallucinating.

My point here? That the people who lived here for tens of thousands of years did so in balance with their natural and environmental inheritance. These were the people that they called "savages," yet after several centuries of European invasion and decimation of the natural world by these savages and the industrial revolution the earth's climate is in crisis. One wonders who are the real savages?

This is the time for social movements and socialists to raise fundamental questions about the destructive nature of capitalism and its toll on mother earth and living systems. Another world is not only possible, it is necessary.

Thank you all. Auf Wiedersehen! Bewegung! Hier spricht Mumia Abu-Jamal.

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El discurso de Mumia en español

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(jW) "Ein System, das nach Krieg schreit": Botschaften von Mike Africa Jr. und Mumia Abu-Jamal (08.01.2022)

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